XV - Dirty streets of Philadelphia

Sonntag, 01.05.22

Am Morgen wurden wir unweigerlich von unserer Gastgeberin Winnie geweckt, als sie in das Wohnzimmer trat. Wir packten wie immer unsere Sachen zusammen und bekamen dabei das Angebot, dass Jessica uns über die Brücke von Havre de Grace fahren würde, da diese wohl sehr vielbefahren ist und keinen Fahrradweg besitzt. Wir nahmen das Angebot dankend an und luden unsere Räder auf den Gepäckträger. 




Jessica fuhr uns sogar ein ganzes Stück weiter bis in den Ort Elkton. So ersparte sie uns den einen oder anderen Berg mit dem Fahrrad und bescherte uns einen netten Start unserer heutigen Tour. Unseren Mittagsstopp legten wir bei einem Farmer´s Market ein. 




Wir folgten der Fahrradroute, die uns die letzten Kilometer auf einen wunderschönen Radweg nach Wilmington führte. Schon wieder eine Stadt, deren Namen in den USA mehrmals vertreten ist. Diesmal befinden wir uns im Bundesstaat Delaware. Der jetzige US-Präsident stammt sogar aus dieser Stadt und kommt wohl immer noch jedes Wochenende nach Hause. 




Blick auf Wilmington




In der Stadt selbst schlenderten wir durch die Hauptstraße sowie entlang des Flusses im Norden des Zentrums. Unweit der Promenade liegt unsere heutige Unterkunft. Dieses Mal ist es ein großes Reihenhaus, in dem sechs Personen als WG zusammen wohnen. Für uns war zum Glück auch noch ein Zimmer frei. Unsere Gastgeberin Camille empfing uns herzlich und machte uns sogar Kaffee. 

Nach einem erholsamen Nachmittag, den wir glücklicherweise drinnen verbrachten, während es draußen regnete, aßen wir zu sechst Abendbrot: Camille, Jason, sein Freund Paul sowie sein Bruder Eric. Die übrigen Mitbewohner waren nicht im Haus oder in ihren Zimmern. Während des Essens, welches Camille alleine zubereitet hatte, unterhielten wir uns ausgiebig. Alle waren interessiert an unserem Leben und unserer Reise. Es war eine sehr herzliche Atmosphäre. 

Dem Essen und der Nachspeise folgte ein Spieleabend. Beide Spiele waren neu für uns, doch die Regeln wurden uns geduldig erklärt und schlussendlich haben wir alle sehr viel gelacht. Was für ein schöner Abend! 


Jason und Paul



Montag, 02.05.22


Unsere Nacht auf unserem provisorischen Bett auf dem Boden war etwas hart. Am Morgen merkten wir dennoch wieder einmal, was für einen Luxus wir gerade genießen, da wir entspannt liegen bleiben konnten, während die Mitbewohner sich zum Arbeiten fertig machten und im Haus selbst Dacharbeiten vollzogen wurden.



Zum Frühstück hatte uns Camille ein leckeres Omelette zubereitet, welches frisch auf uns in der Pfanne wartete. Wir lernten noch kurz ihren Freund Gregory kennen, der sich aufgrund einer Erkältung jedoch zurückzog. Auch Paul sahen wir nochmal kurz, der sich nochmal für den lustigen Abend bedankte. Voller Glücksgefühle machten wir uns schließlich auf den Weg nach Philadelphia

Dafür führte uns der East Coast Greenway zunächst durch einen sehr hügeligen Wald im Norden von Wilmington. Irgendwann ging es zum Glück etwas gemäßigter voran, dafür leider entlang einer Industriestraße. 



Die letzten Kilometer bis „Philly“ fuhren wir zuerst durch ein schönes Naturschutzgebiet mit vielen Seen. Später ging es leider durch die sehr armen Viertel im Südwesten und Westen der Stadt. Dabei war uns tatsächlich etwas unwohl, sodass wir eine kleine Abkürzung fuhren, um möglichst schnell über den Fluss ins Zentrum von Philadelphia zu gelangen. Hier stoppten wir bei einem Starbucks, um zu verschnaufen und festzustellen, dass uns die knapp 50 Kilometer ganz schön geschafft haben.



 

Gegen 16 Uhr fuhren wir zu unserer Unterkunft nördlich vom Stadtzentrum. Dieses Mal haben wir uns wieder für ein AirBnB entschieden; auch, weil es schwer war, Gastgeber von Warmshowers oder Couchsurfing hier zu finden. Nachdem wir es die steile Treppe zur Wohnung heraufgeschafft und alle Sachen abgestellt hatten, spazierten wir zum nächsten Supermarkt. Auf dem Weg bewahrten wir noch eine große Menge an Obst und Gemüse vor dem Wegschmeißen, indem wir über die App „Too Good To Go“ eine Bestellung übrig gebliebener Lebensmittel abgaben. Zum Abendbrot kochte Laura daraus eine leckere Linsensuppe mit geröstetem Brot. 



Der fortlaufende Abend war bürokratisch geprägt, da ich mich einerseits um das Ausfüllen der Einstellungspapiere für das kommende Schuljahr kümmerte und Laura andererseits nach Gastgebern in New York Ausschau hielt. Dabei waren wir beide nur so halbwegs erfolgreich. Eine schöne Wendung nahm der Abend aber noch, als wir uns einen Film anmachten und so entspannt einschlafen konnten.



Dienstag, 03.05.22


Das schöne an fahrradfreien Tagen ist, dass man noch länger im Bett gammeln kann! Das taten wir beide genüsslich, auch wenn wir uns dabei schon wieder um neue Unterkünfte in New York kümmerten. Anscheinend ist es schwierig, einen Gastgeber zu finden, der uns für eine Woche bei sich aufnehmen würde. 

Wir stärkten uns mit einem Frühstück und schlenderten am späten Vormittag in die Innenstadt von Philadelphia. Leider entlang vieler dreckiger und miefiger Straßen. Mit Erreichen der Market Street waren wir im Großstadtdschungel angekommen: Hochhäuser mit riesigen Bildschirmen an den Fassaden, Geschäftsmänner, Touristen, Obdachlose.






Wir liefen die Straße herunter, machten einen kleinen Schlenker durch Chinatown und stoppten beim Liberty Bell Center, um DIE Glocke zu besichtigen, welche zur Verkündung der Unabhängigkeitserklärung geläutet wurde. Direkt gegenüber befindet sich die Independence Hall, in der 1776 die Unabhängigkeitserklärung verfasst und beschlossen wurde. Wir konnten einen kurzen Blick in den Westflügel des Gebäudes werfen, wo eine Kopie des bedeutsamen Dokuments ausgestellt ist. 









Wir spazierten anschließend durch den Park bis zum Fluss am östlichen Ende. Hier bogen wir ab und steuerten den südlichen Teil der Stadt an, in welchem wir das stadt- wenn nicht sogar landesweit bekannte „Philly Cheese Sandwich“ kaufen wollten. Am ältesten Imbiss der Stadt angekommen, erwies sich die Bestellung des Kultgerichts zunächst als schwierig, da zum Bezahlen nur Bargeld akzeptiert wurde. Nach einer langen Suche nach einem passenden Geldautomaten hielt ich schließlich das kulinarische Highlight in den Händen. Ein helles, aufgeschnittenes Brot, in das Rindfleisch, Käse und geschmorte Zwiebeln gepackt werden. Und das für 13 Dollar. Naja, ham wa jemacht. 







Der Weg zurück zur Market Street führte uns durch Little Italy und durch ein mexikanisches Viertel. Zum Tagesabschluss besichtigten wir das pompöse Rathaus, welches zwischen den ganzen Wolkenkratzern fast verloren geht. Generell ist das Stadtbild von Philadelphia sehr uneinheitlich. Hier steht ein verspiegeltes Hochaus zwischen einer Bruchbude und einem historisch schön sanierten Gebäude. Die Straßen sind eng und größtenteils schmutzig. 







Als wir wieder in der Unterkunft ankamen, betätigten wir uns sportlich, um danach ein leckeres Abendbrot zu genießen, welches immer noch aus den Lebensmitteln unseres gestrigen Fangs bestand. 

Der Abend verlief mit weiteren Formularausfüllungen und Unterkunftssuchen recht unspektakulär. 





Mittwoch, 04.05.22 (Star-Wars-Tag)


Nach einer sehr erholsamen Nacht, mussten wir beim Blick aus dem Fenster zunächst feststellen, dass es regnete. Der Wetterbericht verriet uns dann, dass der Vormittag so bleiben würde, während es am Nachmittag trocken bleibt. Also hatten wir erst einmal überhaupt keine Eile, um in die Gänge zu kommen. Wir nutzten die Zeit nach dem Frühstück jedoch, um einige viele Unterlagen für unseren Jobwechsel auszufüllen. 

Tatsächlich hörte es um die Mittagszeit auf zu regnen, sodass wir uns nach draußen wagten. Der Weg führte uns zunächst süd-westlich. Vorbei am Rathaus der Stadt gingen wir zum „Mütter-Museum“, das wir besichtigten. 









Die Stufen rein ins Museum

Der Name hat allerdings nichts mit dem Elternteil zu tun, sondern bezieht sich auf den Nachnamen des Gründers.

Das Museum ist ein Mix aus Körperwelten und dem Medizinhistorischem Museum in Berlin. Man sieht präparierte Organe, Skelette, Embryonen und Extremitäten mit mehr oder weniger abnormalen Ausprägungen. 

Verständlicherweise war es hier verboten, Bilder zu machen, weshalb wir hier lediglich die Fassade knipsten. 


Anschließend führte uns unser Weg in Richtung Kunstmuseum (keine Sorge, da sind wir nicht rein 😅) hin zu einem ziemlich großen Parkgelände. Dieses führte entlang des Flusses, wo wir uns auch bald zu einem Päuschen niederließen. Hier informierten wir uns dann auch schon mal ein wenig, was es alles so in New York City zu sehen gibt, da wir hier vsl. schon in 2 Tagen sein werden. Schon nach den ersten gelesenen Seiten im Reiseführer sind wir nun froh, dass wir noch reichlich Zeit haben, um die Stadt in Ruhe zu besichtigen. 




Rocky in Philly


Für den Rückweg führte uns Basti entlang einiger Parallelstraßen, damit wir noch ein paar weitere Eindrücke zum Stadtbild bekommen. 





Nun sind wir wieder zurück in unserem Apartment und werden hier den Abend entspannt ausklingen lassen, bevor wir uns auf die letzte Teiletappe gen Norden wagen. Und dann haben wir unsere Radtour geschafft!



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