VII - Historische Küste
Dienstag, 29.03.22
Heute wachten wir wieder zur normalen Uhrzeit auf, also gegen 7:30 Uhr. Das ist zwar immer noch früh, doch da wir stets ohne Wecker und nur durch den Sonnenschein aufwachen, ist es immer eine Art Luxus für uns.
Auch diesen Morgen bereite Marry Frühstück für uns zu. Währenddessen packten wir unsere Sachen zusammen, räumten unseren Schlafraum auf UND bestaunten das Handwerk von Marry. Sie hat nämlich unsere beiden, blauen Fahrradtaschen repariert! Mit noch krasserem Klebeband, Kleber und eingebautem Hartplastik sind die Taschen fast wie neu. Und auch diese Sache hat Marry einfach für uns gemacht, weil sie es gerne gemacht hat. In den zwei Tagen erfuhren wir sehr viel Gastfreundschaft und lustige Momente durch die beiden.
Beflügelt saßen wir kurz nach halb zehn auf unseren Rädern. Zunächst fuhren wir erneut durch die Innenstadt Savannahs (leider mit etlichen Ampeln, die einen immer aus dem Schwung bringen) und verließen die Stadt nach Westen hin über Garden City. Von dort fuhren wir den Highway 170 entlang und legten eine routinierte Mittagspause in Pritchardville ein. Unsere Ohren hatten dabei noch an den Nachklängen der vorbeifahrenden Autos zu leiden. Dieser Abschnitt war leider von viel Verkehr gekennzeichnet.
Erholt und gestärkt starteten wir am Nachmittag Richtung Beaufort. Auf Lemon Island brauchten wir erneut eine Pause vom lauten Verkehr und spazierten eine halbe Stunde durch das Naturreservat auf der Insel.
Mit müden Oberschenkeln und absolvierten 85 km erreichten wir am frühen Abend Port Royal, wo wir uns zunächst für unser Abendbrot eindeckten. Wir hatten beschlossen, heute wieder mal im Zelt zu schlafen, da wir keine Gastgeber über Couchsurfing/Warmshowers in der Gegend gefunden hatten. Eigentlich wollten wir ursprünglich bis ins Zentrum von Beaufort fahren, doch dorthin sollten es noch 12 weitere Kilometer sein. Dies war am heutigen Tag nicht mehr drin. Daher wollten wir zu einem Strandabschnitt in Port Royal fahren, der laut Google rund um die Uhr geöffnet und mit öffentlichen Toiletten ausgestattet ist. An diesem Ort wollten wir die Nacht verbringen.
Zugegebenermaßen ist Wildcamping immer noch nicht unsere erste Wahl. Und als wir so durch das Wohngebiet zum Strand fuhren und eine Anwohnerin in ihrem Vorgarten sahen, sagte Laura: „wollen wir nicht einfach sie fragen, ob wir unser Zelt bei ihr im Garten aufstellen können?“ Also stiegen wir ab und fragten sie. Sie meinte, sie wolle zuerst mit ihrem Mann damit am Telefon sprechen. Nach ein paar Minuten kam sie zu uns zurück und gab uns tatsächlich die Erlaubnis in deren Garten zu zelten.
Wir bauten schnell das Zelt auf und setzten uns zum Abendbrot um eine Feuerschale im Garten, in der wir später dann auch ein Feuer entfachten.
Gerade als Lagerfeuer vorbildlich flackerte, kam Sandy nochmal zu uns und sagte, dass wir auch sehr gerne drinnen im Gästezimmer schlafen und eine warme Dusche nehmen könnten. WHAT?! Wie lieb ist das denn bitte?! Natürlich nahmen wir das Angebot an und konnten unser Glück dabei kaum fassen. Im Endeffekt unterhielten wir uns noch über eine Stunde mit Sandy und ihrem Mann Danny, der inzwischen zu Hause war, und tranken einen warmen Tee auf der Couch. Nun liegen wir überglücklich und dankbar im Bett. Wieder einmal geht ein Tag, mit herzerwärmenden Begegnungen zu Ende.
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| Wir waren gut versorgt. |
Mittwoch, 30.03.22
In einem Bett, das man am Abend vorher nicht erwartet hat, schläft es sich gleich nochmal besser. Dadurch wachten wir etwas später als gewöhnlich auf. Als wir unsere Sachen gepackt und uns fertig gemacht hatten, fanden wir vor unserer Zimmertür ein Netz Mandarinen mit einem von Sandy geschriebenen Zettel. Sie bedankte sich für den schönen Abend mit uns (obwohl ja eher wir zu danken hatten) und schenkte uns die Mandarinen. Dazu schrieb sie uns Ihre Telefonnummer auf. Erst dachten wir, dass wir die beiden am Morgen nicht mehr sehen würden, doch bevor wir losfuhren, waren auch sie aufgestanden und verabschiedeten uns.
Wir machten zunächst einen kleinen Schlenker durch Port Royal mit dazugehörigem Strand. Auf dem Spanish Moss Trail gelangten wir danach ins nahegelegene Beaufort. Dort fuhren wir durch das historische Stadtzentrum an den alten Herrenhäusern vorbei. Sowohl am Strand in Port Royal als auch später im Park am Hafen von Beaufort nahmen wir zur Kenntnis, dass Wildcamping dort gar nicht erlaubt gewesen wäre. Umso glücklicher waren wir, dass wir die Nacht bei Sandy und Danny verbringen durften!
Unser Frühstück aßen wir auf dem Parkplatz eines Supermarkts. Leider sagte unser Navigationsgerät dann noch 72 km bis zu unserem Ziel in Adams Run/Hollywood voraus. Glücklicherweise konnten wir stadtauswärts noch auf dem Radweg fahren, bevor wir uns wieder neben die Autos auf dem Highway 21 gesellten. Auch das war zum Glück (erst einmal) nicht lange der Fall, da wir schon bald auf ein paar ruhige Straßen abbogen und durch schier verlassene Gegenden fuhren. Hier und da ein Haus mit Amerika-Flagge und/oder kaputten Autos im Vorgarten und ansonsten jede Menge Nichts. Die Natur und Straße erinnerte an Deutschland. Als wir jedoch von einer kleinen Brücke aus einen Alligator im Sumpf sahen, wurde uns wieder klar, dass wir uns in South Carolina befanden. Die Liste der exotischen Tiere wurde an diesem Tag noch erweitert, da wir während unserer Fahrt am Straßenrand noch zwei Gürteltiere und abends bei unserer Unterkunft Kolibris sahen.
Bevor wir dort ankamen, legten wir eine kleine Verschnaufpause an einer weiteren Flussüberquerung ein. Die letzten Kilometer bis Adams Run waren wieder einmal die schwersten. Etwas ausgelaugt kamen wir am Ziel an und wurden freundlich von unserer Gastgeberin begrüßt, die uns unser schönes Zimmer zeigte. Diese Nacht hatten wir eine Unterkunft über AirBnB gefunden und selbst das war nicht einfach, da die Gegend immer noch ziemlich dünn besiedelt ist.
Zum Abendessen haben für uns selbst gekocht, was mal wieder eine schöne Abwechslung vom Essengehen bzw. Bekochtwerden war. Wir suchten uns anschließend einen Film (und auch schon die nächsten möglichen Unterkünfte) aus und schliefen danach wieder einmal erschöpft ein.
Donnerstag, 31.03.22
Wir wachten heute mit zwei Gedanken für den Tag auf:
1.) Es sind „nur“ 50 km bis zu unserem Zielort Charleston.
2.) Ab dem Nachmittag wird es regnen.
Das war also gut und schlecht zugleich, bedeutete jedoch, dass wir uns zeitig auf den Weg machen mussten, um hoffentlich trocken ans Ziel zu kommen.
Doch bevor wir starteten, kam noch ein kleiner Weckruf in die Realität, da wir uns nebenbei noch um ein zukünftiges Jobangebot kümmerten.
Dennoch starteten wir pünktlich mit Sack und Pack und fuhren zunächst etwa 16 km zum nächstbesten Supermarkt „Piggly Wiggly“ in der Stadt Hollywood (ja, schon wieder sind wir dort 😅) um zu frühstücken.
Den zweiten Teil des Weges passierten wir größtenteils auf dem West Ashley Trail, einen äußerst schönen Fahrradweg über Marschland, Wäldchen und abseits der Straße bis nach Charleston.
Gegen 13 Uhr erreichten wir dann pünktlich vor Regenbeginn unsere neue Unterkunft. Diesmal wieder via Couchsurfing gebucht, dürfen wir für die nächsten 2 Nächte ein Zimmer beziehen, das mindestens genau so gut ist, wie die meisten Hotels… mit eigenem Bad, Dachterrasse, Balkon und Küchennutzung. Begleitet werden wir dabei nicht nur durch nützliche Tipps von unserem Gastgeber Peter, sondern auch seinem treuen Hund.
Gerade einmal 10 min nach unserer Ankunft fing es dann tatsächlich an zu regnen, weshalb wir umso glücklicher waren, diesen Nachmittag so luxuriös zu verbringen. Und nebenbei: wenn es sowieso regnet, dann muss man auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn man nur im Haus verweilt.
Irgendwann am späten Nachmittag hörte es dann tatsächlich auch wieder auf zu regnen, sodass wir noch fix den Weg zum Supermarkt machen konnten, um für das anstehende Abendbrot und die kommenden Morgende ausgestattet zu sein.
Während des Kochens und Essens unterhielten wir uns noch ein wenig mit unserem Gastgeber, bevor wir es uns dann bei einer Packung Eis und einem Film im Zimmer gemütlich machten.
Freitag, 01.04.22
Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir in den heutigen Tag. Beim Frühstück erfuhren wir dann einen kleinen Rückschlag für den morgigen Tag: die Brücke, über die wir Charleston verlassen müssen, ist ab um 06:00 Uhr aufgrund eines Laufs gesperrt.
Das heißt für uns morgen: sseeehhhrrr früh aufstehen, damit wir vorher noch über die Brücke und auf dem Weg sind.
Aber das sollte uns für den bevorstehenden Tag erstmal nicht allzu sehr präsent sein, denn wir wollten uns heute zunächst die Innenstadt von Charleston ansehen. Also stiefelten wir los - immer entlang der Uferkante - bis wir zu einer herrlichen Promenade kamen. Hier tummelten sich auch schon die ersten Touris.
Beim Blick von der Seebrücke sahen wir dann tatsächlich auch wieder Delfine im Wasser und Pelikane in der Luft.
Wir spazierten die Promenade weiter entlang, bis wir auf die sogenannte Rainbow-Row trafen: eine Straße voller bunter Herrenhäuser.
Die erste Pause machten wir mitten im Zentrum am Colonial Lake, bevor wir uns direkt im Abschluss noch zu einem süßen Café begaben.
Nachdem wir dann die mit Markenläden gesäumte Einkaufsstraße „Kings-Road“ passierten, folgte auch schon der historische City-Markt, der zum schlendern einlud.
Ein kultureller Tagesordnungspunkt durfte in einer solch historischen Stadt jedoch nicht fehlen: Der Besuch des Sklaverei-Museums. Von hier aus wurde nämlich ein Großteil des amerikanischen Sklavenhandels getrieben und verwaltet. Mit zunehmendem Unmut der Bevölkerung demgegenüber fielen in Charleston dann auch die ersten Schüsse des amerikanischen Bürgerkrieges im 19. Jhd.
Da es in dem Museum sehr viele Plakate über den Ablauf des Sklavenhandels an diesem Ort gab, rauchten unsere Köpfe durch das viele Übersetzen im Nachhinein mächtig. Also genossen wir die Sonne noch eine ganze Weile, bis wir uns auf dem Weg in ein empfohlenes asiatisches Restaurant machten.
Der Ausklang des heutigen Abends ist dann gerade etwas unentspannter, da wir neben dem Schreiben des Blogeintrages schon einmal unsere Sachen packen müssen, um unseren nächsten Morgen so angenehm wie möglich zu machen.









































































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