VI - In drei Tagen durch Churchia
Freitag, 25.03.22
Der heutige Tag startete sehr ausgeruht und mit Sonnenstrahlen, die durch das Fenster unseres Hotelzimmers schienen.
Also machten wir uns auf den Weg, um eine doch wieder recht weite Strecke zurückzulegen. Der Wind sollte heute aus Westen wehen… blöd nur, dass der Weg heute Richtung Nord-West ging, sodass es auf einigen Passagen dann doch recht unangenehm war. Glücklicherweise kamen dann aber auch wieder Abschnitte mit Rückenwind.
Bei der Fahrt wurde uns heute zum ersten Mal so richtig bewusst, dass wir jetzt weiter im Norden sind. Die Palmendichte wird geringer, hier stehen mehr Nadel- und Laubbäume und die Temperaturen sind geringer. Nachts erreichen wir jetzt „nur“ noch um die 10•C, weshalb der Morgen dann doch recht frisch ist.
Die ersten Kilometer erstreckten sich entlang verlassener Highways und kleiner Dörfer, bis wir auf Brunswick zusteuerten. Schon von weitem sahen wir das „Tor“ zu dieser Stadt: die wirklich imposante Sidney-Lanier-Brücke mit 2,3 km Länge, die es zu überqueren galt. Dies absolvierten wir mit freundlicher Unterstützung eines fantastischen Rückenwindes auf diesem Abschnitt, sodass das Überqueren halb so wild war. Und auch der Ausblick von oben war überwältigend!
In Brunswick angekommen verbrachten wir unsere 2. längere Pause des Tages bei McDonalds. Der Erfolg auf größter Ebene hier: Basti bestellte eine 20er Packung Chicken Nuggets. Wie es sich für einen guten Deutschen Bürger gehört, wird da natürlich erst einmal nachgezählt… und: es waren sogar 22 der Prachtexemplare in der Box. Fantastisch!
Während der Pause schauten wir ebenso auf die bereits vollbrachten und bevorstehenden Tageskilometer. 71 km geschafft, noch 34 km zu absolvieren. Oh man das war ehrlich gesagt schon wieder mehr als Google uns zuvor verraten hat. Aber was soll’s .. wir beschlossen also den restlichen Weg in Angriff zu nehmen, um dort die Seele baumeln zu lassen.
Der Übernachtungsort heißt heute Darien. Da uns der Gastgeber zunächst mitteilte, dass seine Frau und er etwas später nach Hause kommen werden, suchten wir ein Restaurant zum Abendbrot direkt am kleinen Hafen des Örtchens auf.
Für die letzten 5 km des Abends Richtung Unterkunft dann noch einmal aufs Fahrrad zu steigen war wirklich hart. Die Oberschenkel fühlten sich glaube ich ein wenig veräppelt von uns 😅🙈.
Wie mit den Gastgebern vereinbart, durften wir zunächst auf deren Veranda des im Wald liegenden Hauses verweilen. Das war auch erst wirklich schön, da die Sitzecke äußerst bequem war, wir uns von einem Podcast bei Kerzenschein unterhalten ließen und die Mosquitonetze sämtliches Viehzeug von uns hielten.
Um Mitternacht fragten wir uns dann jedoch wirklich, wann die Gastgeber gedachten nach Hause zu kommen. Also kontaktierte Basti diese erneut. Die Antwort: sie schaffen es heute nicht mehr, wir können es uns auf der Veranda bequem machen und sie werden morgen früh um 08:45 Uhr da sein. Na toll!
Also schnappten wir uns die Luftmatratze, die riesigen Sitzkissen und unsere Decke und hüllten uns wie zwei Zwiebeln ein. Das nenne ich mal einen unerwarteten Tagesausklang!
Samstag, 26.03.22
In einer idyllischen, fast schon romantischen, Atmosphäre wurden wir heute Morgen von den ersten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch den Wald bahnten, geweckt. Außerdem begannen die Vögel lauthals zu zwitschern.
Schnell hatten wir beschlossen, dass wir nicht auf unseren Gastgeber warten wollten (das hatten wir gestern Abend schon genug). Also packten wir alles zusammen, waren um kurz nach halb Neun bereits auf den Rädern und verließen Darien auf dem nahezu menschenleeren Highway 99.
Als erstes brauchten wir Wasser, da wir gestern keine Chance mehr hatten bzw. diese verpasst hatten, an welches zu gelangen. Nach einer Dreiviertelstunde kamen wir an einer kleinen Tankstelle vorbei. Der Besitzer schenkte uns freundlicherweise jeweils eine Wasserflasche, was dazu führte, dass wir die restlichen knapp zehn Kilometer bis zum nächsten Supermarkt in Eulonia beruhigter antreten konnten. Leider herrschte starker Gegenwind, was unsere Ankunft am Zwischenziel verzögerte.
Der kleine Ort bestand aus einer Kreuzung, an ihr zwei Tankstellen, ein Fischrestaurant und ein kleiner Supermarkt.
Nach einer stärkenden Mahlzeit schwangen wir uns erneut auf die Räder. Unser Weg führte uns an zahlreichen baptistischen Kirchen vorbei, darunter die kleinste Kirche der USA.
Die etwa 35 Kilometer bis nach Midway zogen sich sehr in die Länge, da unsere Oberschenkel noch die lange Tour von gestern zu verdauen hatten. Außerdem fegte uns der Wind böig um die Ohren. Auf die zusätzlichen Abbiegungen und Umwege, die der East Coast Greenway als unsere Fahrradroute vorschlug, verzichteten wir daher. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass das Wetter, seitdem wir in Georgia sind, etwas frühlingshafter und nicht mehr so subtropisch ist. So hatten wir heute Tageshöchsttemperaturen von 23 Grad; doch etwas frisch mit dem Wind dazu.
Unsere Pause in Midway genossen wir in der Sonne mit Kaffee und Eistee (hier wirklich eisgekühlter Schwarztee, den man gesüßt oder ungesüßt bestellen kann) und schauten in unseren Reiseführer, um uns über die Stadt Savannah zu informieren, in welche wir morgen fahren werden.
Etwas schwerfällig stellten wir uns abschließend den letzten 20 Kilometern und fuhren in die kleine Stadt Richmond Hill. In dieser hatten wir wieder das Glück, bei einem Einheimischen unterzukommen, den wir über Couchsurfing gefunden und angeschrieben hatten. Hier haben wir unser eigenes Zimmer und teilen uns das Bad mit Thomas, unserem Gastgeber, und einem weiteren Gast.
Zum Abendessen gingen wir vier in ein indisches Restaurant. Zuerst wollten die beiden mit dem Auto dorthin fahren. Wir fragten jedoch, ob es auch zu Fuß erreichbar wäre. Nach einem nicht mal zehnminütigen Spaziergang hatte sich unsere Frage quasi von selbst beantwortet.
Als wir vom Restaurant zurückkamen, spielten wir zu viert das Spiel ,Blokus‘, ehe wir uns in unser Zimmer begaben und erschöpft einschliefen.
Mit entspanntem Ausblick auf den heutigen Tag wachten wir heute auf. Wir hatten lediglich die Fahrt ins etwa 30 km entfernte Savannah auf dem Programm.
Zum Frühstück wurden wir wiederum von unserem Gastgeber mit einem klassischen Amerikanischen Frühstück verwöhnt.
In Savannah angekommen, begrüßten uns zunächst Marry und Jordan - unsere nächsten Gastgeber, bei denen wir als erstes unser Gepäck ablagern konnten. Die beiden gaben uns für die Stadt noch ein paar Tipps, bevor wir uns am Nachmittag auf den Weg zum ersten Highlight der Stadt machten. Es handelt sich dabei um eine historische Stätte, früher eine Plantage, namens Wormsloe auf der „Insel der Hoffnung“. Herausragend war die Allee, die gesäumt ist von mit Louisanna-Moos bedeckten Eichen. Um den Parkeintritt kamen wir dabei sogar herum, da der zuständige Mitarbeiter sehr auf seinen Kuchen fixiert war.
So spazierten wir die malerische Allee entlang, machten einen Picknick-Stopp und begaben uns anschließend wieder auf den Rückweg.
Im Haus angekommen rafften wir uns tatsächlich auch noch einmal auf, vor allem eine kleine Stärkung für den Rücken zu absolvieren, da dieser auf dem Fahrrad doch meist recht unnatürlich gekrümmt ist.
Zum Abendbrot verwöhnte uns Marry mit selbstgemachten, vegetarischen Burgern. Das kam uns tatsächlich auch sehr entgegen, da dieses ganze frittierte Hühnchen Zeugs uns auch langsam auf die Nerven geht (auch wenn’s zwischendurch echt mal ganz geil ist).
Wir hatten den restlichen Abend eine sehr lustige Unterhaltung mit Marry. Basti untermalte die aufgeheiterte Stimmung noch mit seinem Popcorn-Experiment 😅.
Was uns am Ende des Tages noch auffiel: das war tatsächlich der erste Tag auf unserer Reise, bei dem wir keinen Cent ausgeben mussten. Wow!
Montag, 28.03.22
Ungewöhnlich spät wachten wir an unserem heutigen Pause-Tag auf. Da wir aber heute sowieso nur einen Stadtspaziergang durch Savannah auf dem Plan hatten, war das kein Problem.
So durften wir uns zum Frühstück wieder verwöhnen lassen, um dann mit dem Rad zunächst in die Innenstadt zu fahren. Unsere Gastgeberin begleitete uns dabei und zeigte uns den Weg. Am Forsyth Park stellten wir die Räder ab, um den Rest zu Fuß zu erledigen. Dabei waren wir wirklich beeindruckt von der Stadt. Sie erinnert ein wenig an einen Mix aus Berlin-Prenzlauer Berg und die Hafenstadt Hamburg. Es gibt sehr viele schöne Parks und süße Gassen, in denen man verweilen kann. Der Weg durch die Parks führte dann direkt zum Wasser, bei dem auch eine kleine Einkaufsstraße zu finden ist.
Unsere Kaffeepause machten wir am Chippewa Square. Zunächst ein ganz normaler Park… als wir jedoch nachgelesen haben, was hier so passiert ist, fanden wir heraus, dass genau in diesem kleinen Park die Pralinen-Szenen an der Bushaltestelle von Forrest Gump gedreht wurde.
Nach unserem Spaziergang folgte ein ähnlicher Tagesausklang wie der gestrige mit leckerem Abendbrot und netten Unterhaltungen.
Und damit endet auch schon das Kapitel Georgia für uns, denn morgen werden wir den nächsten Bundesstaat -South Carolina- erreichen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen