IV - Abgespaced

Donnerstag, 17.03.22

Nach einer erholsamen Nacht auf einem luxuriöseren Luftbett wachten wir kurz vor 9 Uhr auf - blöde Zeitumstellung. Am Morgen reparierte ich noch Lauras platten Reifen, bevor wir uns auf den Weg machten. Als erstes fuhren wir (wieder einmal) zu einem Walmart, welcher bereits auf unserer Route nach Osteen lag. Dort angekommen war es sogar schon Mittagszeit. Zum ersten Mal betraten wir einen Walmart ohne Lebensmittel-Abteilung. Daher war unser Aufenthalt dort drin sehr kurz und wir fuhren zum Aldi um die Ecke. Dieser war tatsächlich genauso aufgebaut wie in Deutschland, nur die Marken sind anders. Mit gekauften deutschen Butter-Schokokeksen und anderen Leckereien aßen wir Mittag vor der Filiale. Leider musste ich mich danach nochmals um das Fahrrad kümmern. Dieses Mal habe ich einfach gleich den Fahrradschlauch gewechselt. 




Um 14 Uhr fuhren wir wieder los und registrierten, dass wir noch knapp 50 Kilometer vor uns hatten, um nach Oste(e)n zu kommen. Unsere Fahrt kleckerte so dahin. Etliche Ampeln auf der einen Seite und wunderschöne Radwege abseits des Verkehrs auf der anderen Seite verursachten einige Stopps auf der Route. Zudem sorgten die hohen Temperaturen dafür, dass wir nicht allzu schnell fuhren. 






Als wir gegen 17 Uhr die Stadt erreichten, waren wir ziemlich ausgepowert. Schnell fuhren wir zu einem kleinen Supermarkt, um Wasser zu kaufen. Denn wir wussten, dass uns eine Nacht im Zelt bevorstehen würde. Eigentlich hatte uns Google einen Zeltplatz in der Nähe angezeigt, doch der stellte sich als geschlossen heraus. Also probierten wir unser Glück auf einem Wohnwagenresort, etwa 3 km außerhalb des Ortes. Dort angekommen, wurden wir von zwei betrunkenen alten Damen auf einem Golfcart begrüßt. Sie machten uns deutlich, dass es sich um Privatgelände handele und dass es absolut nicht möglich sei, hier zu zelten. Etwas wütend über diese Ignoranz strampelten wir wieder weiter. Wir beschlossen, beim nächstgelegenen Grundstück anzuhalten und den Besitzer um Erlaubnis zu bitten, unser Zelt dort aufzustellen. Schlussendlich trafen wir auf die Nachbarin des eigentliches Eigentümers, die liebenswürdiger für uns nachfragte und für uns das Okay zum Übernachten einholte. Der Eigentümer selbst kam auch eine gute Stunde später vorbei, um nach dem Rechten zu schauen und einen Plausch zu halten. (Sein Grundstück war einfach soo groß, dass er mit dem Auto vom Haus zu uns nach vorne gekommen ist). Da hatten wir schon unser Zelt aufgebaut und Abendbrot gegessen. Mit Sonnenuntergang begaben wir uns in unser Zelt und waren glücklich, wieder mal einen kostenlosen Schlafplatz gefunden zu haben.

 








Freitag, 18.03.22


Unsere Nacht war eine deutliche Steigerung zu unserer letzten, eisigen Nacht im Zelt. Dennoch staunten wir nicht schlecht, als wir morgens aus dem Zelt krochen und dichter Nebel um uns herum war. 




Laura fuhr die wenigen Kilometer zurück zum Supermarkt, um für das Frühstück einzukaufen, während ich unsere Sachen zusammenpackte.




 Mit Milch, Haferflocken, Apfel und Keksen mit M&Ms drauf (lecker!) stärkten wir uns für unsere Fahrt nach Titusville. Die Zeitumstellung sorgt immer noch dafür, dass wir morgens recht spät in die Gänge kommen; und das im wahrsten Sinne. Gegen 10:30 Uhr machten wir uns auf und fuhren im sich auflösendem Nebel los. Auf die Sicherheit beim Fahren bezogen, war unsere Startzeit sogar sehr vorbildlich. 

Schon bald zeigte sich die Sonne mit ihrer unfassbaren Kraft und schien erbarmungslos auf uns herab. Leider sorgte unsere Richtung nach Süden dafür, dass wir gegen den Wind fuhren. Der absolut positive Aspekt unserer Radtour war heute dafür der Fahrradweg. Denn heute war es die ganze Zeit ein Weg nur für Fahrradfahrer durch schöne Natur. (Quasi fast so wie in Deutschland) Eine Zeit lang begleitete uns ein älterer Mann aus der Gegend, der wieder mal sehr interessiert an unserer Tour war. Zudem haben wir zwei Schildkröten am Wegesrand sehen können! Also doch nicht ganz wie in Deutschland. 








Erfrischung unterm Rasensprenger


Knapp drei Stunden später erreichten wir Titusville, wo wir zunächst ein BurgerKing-Restaurant aufsuchten, um uns mit einem Milchshake bzw. -kaffee zu erfrischen. Gleichzeitig schrieben wir mit unserem heutigen Gastgeber von Couchsurfing. John schlug vor, dass wir uns um 16 Uhr vor einem Café treffen, um von dort aus zu seiner Wohnung zu laufen. Wir hatten seine Adresse sogar schon zugesendet bekommen und schauten nach, wie weit es bis dahin ist. Glücklicherweise waren wir fast da und konnten bereits das Hochhaus sehen, in welchem er wohnt. Dadurch konnten wir uns entspannt in einen Park am Wasser setzen und den Schatten genießen. 






Nachdem wir John am abgemachten Café getroffen hatten, fuhren wir zu seiner Wohnung. Als wir diese betraten, waren wir sprachlos. Es handelte sich um eine riesige 5-Zimmerwohnung mit Balkon mit Blick aufs Wasser. Wir hatten unser eigenes Zimmer, in das wir unsere Räder hineinschieben durften. Außerdem unser eigenes Bad.







Während John zum Supermarkt fuhr und für unser Abendessen einkaufte, nutzten wir seine herumliegenden Hanteln, um auch mal wieder andere Muskeln als den Oberschenkel zu reanimieren. 

Noch vor dem Abendbrot saßen wir gemütlich zu dritt in seinem Wohnzimmer bei offener Balkontür und unterhielten uns über Trump, unsere Erfahrungen mit Couchsurfing und Deutschland. Zum Kochen spielte er deutsche Musik ab, die wir ihm vorschlugen. Es war ein besonderes Gefühl, die gewohnte Musik als Gast an einem außergewöhnlichen Ort zu hören. 

Zum Abendbrot gab es leckeres indisches Essen. Das richtige Highlight folgte jedoch erst nach dem Essen, auch wenn es noch einige Stunden auf sich warten ließ. Wir fieberten nämlich einem Start einer Rakete vom Kennedy Space Center auf dem Gelände von Cape Canaveral entgegen. Bereits Mary und Rob hatten uns gesagt, dass der gute Elon Musk dort am heutigen Tag eine Rakete, den Falcon 9, in die Luft jagen wird. Wie uns John berichtete, passiert das hier recht häufig (ca. 1x pro Monat). Der Start wurde aufgrund eines Unwetters auf nach Mitternacht verschoben. Auch wenn die Augen immer schwerer wurden, blieben wir wach und unterhielten uns die ganze Zeit mit John. Durch ihn lernten wir zum Beispiel auch nützliche, neue Vokabeln. 

Dann war es endlich soweit! Pünktlich um 0:42 Uhr stieg die Rakete empor. Was für ein Schauspiel! Wir konnten das Feuer vom Start sehen und den verspäteten Schall hören. Für solch etwas Außergewöhnliches (jedenfalls für uns) hat sich das Aufbleiben gelohnt. 






Samstag, 19.03.2022


Mit einem Weckerklingeln und etwas weniger Schlaf, starteten wir heute in den Tag. Das Beste am Morgen: uns wurde vom Gastgeber pünktlich zur vereinbarten Zeit das Frühstück zubereitet. Welch ein Luxus, den wir da schon wieder genießen durften. Bei einem angenehmen Plausch mit John konnten wir währenddessen nicht nur einige neue Wörter lernen, sondern auch von seinen vielen Reiseberichten hören. 


Anschließend starteten wir sehr gut gestärkt mit unserer heutigen Tour, die uns auf die Höhe von Daytona Beach führen sollte. Unser Gastgeber wohnt etwas weiter südwestlich in Port Orange

Die ersten gut 55 km verliefen dabei wie am Schnürchen bei guten Windbedingungen. Auf dem Weg zu unserem größeren Essensstopp hielten wir beim empfohlenen White Sand Buddhist Center an. Wir fühlten uns dabei kurz so, als wären wir in die Tempelwelt nach Thailand versetzt worden ☺️








Die erwähnte Pause gab es dann in New Smyrna Beach. Wir stärkten uns dabei in einem sehr gemütlichen Restaurant. 




Nach einem Einkauf für die bevorstehenden Mahlzeiten begaben wir uns auf zu den letzten 20 Tageskilometern. Aufgrund der nun prallend heißen Sonne fiel uns das letzte Stück besonders schwer. Umso glücklicher waren wir nach der Ankunft über einen erfrischenden Pool und eine ebenso erfrischende Dusche. 


Unser heutiger Gastgeber über Warmshowers ist Lee - ein etwas älterer, lieber Radfahrer. Er hat unsere Route sogar bereits absolviert und konnte uns somit wertvolle Tipps und sehenswerte Orte für die kommenden Abschnitte geben. So erzählten wir vor und nach dem Abendessen mit ihm und hörten uns seine vielen Radfahr-Erlebnisse an. 






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