II - Wir liegen voll im tent

Dienstag, 08.03.22

In den heutigen Tag sind wir etwas entspannter als an den letzten Tagen gestartet. Nach ausgiebigem Frühstück und logistisch gut bedachtem Sachen packen, haben wir zum ersten Mal unsere Fahrräder beladen. Und wir müssen feststellen: trotz der neuen Gepäckstücke passt zum Glück alles (auch wenn wir jetzt wirklich voll beladen sind). 





Frohen Mutes machten wir uns also auf und fuhren zunächst wieder einmal in Richtung Ostküste (Achtung, Gegenwind!) bis zum Ort namens Hollywood (wer muss dafür schon an die Westküste fahren 😅). Dort bogen wir in Richtung Norden ab -unsere Richtung für den Weg nach New York. 

In Fort Lauderdale legten wir unsere Mittagspause ein. Ein wahnsinnig traumhafter Strand und sehr luxuriöse Gebäude erwarteten uns wieder einmal. Und: auf einem Strandabschnitt wirklich viele Tausende Student_Innen. Wir waren mitten im Springbreak. Es war wie auf einer riesigen Partymeile. Die jungen Menschen gingen hier für den Alkoholgenuss an die Promenade und wechselten dann hin und her zum Strand. (Am Strand herrscht hier nämlich Alkoholverbot) Unglaublich anzusehen 🙉😂








Weiter in Richtung Norden folgten wir einfach der Strandpromenade und genossen den herrlichen Blick aufs Meer auf der einen Seite und die pompösen Gebäude auf der anderen Seite. 

Bei einem weiteren Stopp beschlossen wir, im 12 km entfernten Hillsboro Beach nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. 

Hier angekommen erblickten wir einen traumhaften Strandabschnitt mit öffentlichen Duschen und WC, den wir als Zeltlager für gut befunden haben. 




Doch bevor wir uns niederlassen konnten, mussten wir zunächst fürs Abendbrot und das nächste Frühstück einkaufen gehen. Dies erledigten wir schnell und fuhren dann zurück zu unserem gewählten Platz. 

Jetzt hieß des zum ersten Mal: Zelt aufbauen! Das klappte trotz des Windes am Meer erstaunlich gut. Nach getaner Arbeit gönnten wir uns unser wohl verdientes Abendbrot bei Sonnenuntergang am Meer. Was kann es schöneres geben. 







Jetzt liegen wir im Zelt und verbringen den Abend ganz ohne Internet, Beleuchtung und Ablenkung. 


Mittwoch, 09.03.22

Die Nacht war zugegebenermaßen etwas unruhig und windig, doch der Morgen des heutigen Tages entschädigte alles! Mit Sonnenaufgang wurden wir wach und blickten aus unserem Zelt direkt auf das Meer. Was für ein herrliches Gefühl.





Zum endgültigen Wachwerden sprangen wir in den Atlantik und nutzten danach die öffentlichen Duschen beim Strandaufgang. Nach einigen Handgriffen waren das Zelt, die Luftmatratze und unsere Sachen wieder in allen Taschen verstaut. Dass wir die ersten beiden Sachen dabei auf Originalgröße zurückfalten konnten, macht mich ehrlich gesagt etwas stolz.



Nach dem Frühstück unterm Pavillon, bei dem wir von einem alten Ami angesprochen wurden und uns kurz mit ihm unterhielten (er erzählte uns von seinem Privatjet, seinem Haus in dieser noblen Gegend und, dass er heute -am Mittwoch wohlgemerkt- nur noch Golfen und in Apps investieren will), sattelten wir die Räder und fuhren um 9:30 Uhr los in Richtung Norden.


Unser ständiger Begleiter sollte an diesem Tag der Rückenwind sein. Offensichtlich haben wir uns bisher für die richtige Fahrtrichtung entschieden. So kamen wir erfreulicherweise schnell voran. Auch heute fuhren wir wieder entlang des Highways A1A. Und wieder das gleiche Bild: Villen, Hotels, teure Autos und aufgetakelte Menschen, die den ganzen Tag mit Golfspielen, joggen oder Autofahren beschäftigt sind. Arbeiten muss hier jedenfalls keiner. Die Ostküste Floridas ist bisher ein Ort, an dem Geld und Zeit keine Rolle spielen. 

So düsten wir nicht nur zu unserem Mittagsstopp, sondern staunten auch dieses Mal über all den Prunk hier. Und dazu fuhren wir immer wieder parallel zum Meer mit Blick auf den weißen Strand. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir Palm Beach. In der drittreichsten Stadt der USA stehen noch prächtigere Villen mit noch mehr Säulen. Die Straßen sind von Palmen und Luxusboutiquen gesäumt. Hier leben 24 Milliardäre!




Im benachbarten West Palm Beach, der ‚Arbeiterstadt‘, legten wir eine Pause in einem kleinen Café ein. Mit Stärkung und WLAN warfen wir einen Blick auf die Karte und entschieden uns, am Nachmittag noch bis in die Stadt Jupiter zu fahren. Vor der Weiterfahrt spazierten wir jedoch noch durch West Palm Beach und setzten uns an den ‚Clear Lake‘ mitten in der Stadt.

 



Als wir in Jupiter ankamen (immer noch mit Rückenwind) begaben wir uns zu einem vermeintlichen Campingplatz. Dieser gestattete jedoch keine Zelte, sondern anscheinend nur große, luxuriöse Wohnwagen. Aber wer braucht schon einen Campingplatz, wenn es einen öffentlichen Park mit Dusche und WC um die Ecke gibt. Nach einem kurzen Einkauf und Abendbrot schlugen wir am besagten Ort unser Zelt auf und sitzen/liegen nun unter einem großen Pavillon. Heute kommt uns unser Zelt sogar noch etwas größer vor. Unsere Handys können wir zum Glück an den Steckdosen hier aufladen. Es ist also fast wie auf einem Campingplatz.





Donnerstag, 10.03.22

Die zweite Nacht im Zelt, die erfolgreich und ohne Zwischenfälle verstrich. Als wir morgens aufwachten, sahen wir schon etliche Rennradfahrer den Boulevard heruntersausen. Die Einheimischen wissen wohl, wann die beste Zeit zum Fahrradfahren ist. Da dies für uns aber doch etwas früh ist, packten wir erst alle Sachen zusammen und fuhren dann ein paar Kilometer zum DuBois-Park in Jupiter. Bei diesem badeten wir uns kurz im herrlichen Wasser in einer kleinen, ruhigen Bucht und stärkten uns danach mit unserem Frühstück.






Während wir aßen, sprach uns erneut ein älterer Mann und fragte schon das Übliche: Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin? Mit dem Fahrrad?! Zum Abschied drückte uns der gute Herr 20 Dollar in die Hand und meinte: „That‘s for your lunch today“. Über diese Spende waren wir etwas sprachlos und erfreut zugleich! Unsere Fahrt bis zu unserem Mittagsstopp verlief erneut den Highway A1A entlang. Dieser war weiterhin von prächtigen Villen auf der einen und herrlichem Strand auf der anderen Seite gesäumt. Die Straße ist erfreulicherweise recht ruhig befahren, sodass wir uns beim Fahren bisher sicher und wohl fühlen. Kurz vor unserem Halt in der Stadt Stuart fuhren wir sogar mal ein Stück reinen Fahrradweg durch ein Naturreservat, in welchem wir auch prompt eine Schildkröte sahen. In einem urigen amerikanischen Restaurant gaben wir unser Essensgeld für Chicken Wings und Onion Rings aus. Ich glaube, das ist einem amerikanischen Spender würdig.



Die nächste kurze Fahrt führte uns mal wieder zu einem Walmart, in dem wir Essen, ein Sattelkissen und endlich passende Unterhosen für mich kauften.

Danach waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Campingplatz im Savannas Park östlich von Port St. Lucie, den wir uns mit Hilfe des WLANs bei Walmart für die nächsten zwei Nächte ausgeguckt hatten. Als wir am Zeltplatz ankamen, teilte uns die Mitarbeiterin mit, dass diese Nacht keine Stellplätze für Zelte frei wären. Unmöglich, dachten wir uns. Als ob für ein Zelt kein Platz mehr ist. Wir schlenderten daraufhin über das Gelände, vorbei an unzähligen Wohnwagen, die an fahrende Villen erinnern. Der richtige Zeltplatz war hingegen bei weitem nicht voll belegt, woraufhin wir etwas trotzig beschlossen, unser Zelt hier aufzuschlagen und so zu tun, als ob wir Gäste hier wären. Quasi Wildcamping an einem Ort, an dem man es am wenigsten vermutet. Dazu hatten wir uns noch das WLAN-Passwort ergattern können. Und so viel kann ich vorwegnehmen: es hat uns niemand erwischt. 





Für unser Abendbrot hatten wir Tortellini gekauft, die wir in der Küche des Zeltplatzes zubereiten wollten. Dummerweise gab es aber keine Küche… So klopften wir bei einigen Dauercampern an und fragten nach Topf, Wasser und Herdplatte. Die liebe Mary-Ann stellte uns alles zur Verfügung und streute uns sogar noch Parmesan über unsere Nudeln.

Den Weg zurück zum Zelt mussten wir schnell antreten, denn in der Dunkelheit hatten sich große Gewitterwolken angeschlichen, die nun über dem Campingplatz entleeren sollten. Wir fanden Unterschlupf unter einem Pavillon und konnten noch unsere Fahrräder, den Rucksack mit den wichtigsten Dokumenten sowie unsere übrigen Essenssachen aus dem Zelt holen. Das Zelt jedoch überließen wir seinem Schicksal und hofften inständig, dass es das Gewitter überleben wird. Und tatsächlich, Walmart sei Dank, es blieb stand- und regenfest! Erleichtert konnten wir uns bettfertig machen und erschöpft einschlafen.



Freitag, 11.03.22

Unsere Nacht blieb zum Glück trocken und so wurden wir erneut mit den ersten Sonnenstrahlen wach. Unser Zelt war noch etwas nass, doch das änderte sich bereits nach einer Stunde, als die Sonne anfing, zu knallen. Noch vor dem Frühstück kümmerten wir uns um unsere Dreckwäsche und spazierten zur Waschküche des Zeltplatzes. Die zwei Dollar zur Nutzung der Waschmaschine bekamen wir von einem Gast spendiert. Das bedeutet schon die zweite Spende am zweiten Tag hintereinander. Das kann gerne so weitergehen.

Es folgten weitere organisatorische Dinge wie Einkaufen, Route planen und Telefonkontakt nach Deutschland. Am Nachmittag des heutigen Tages machten wir eine kleine Wanderung durch das Naturreservat, in dem der Campingplatz liegt. Auf unserem Weg beobachteten wir einen großen Leguan, eine Schildkröte und zwei Alligatoren am Bach. Schon verrückt, einfach so in der freien Natur. Laura sah am späteren Nachmittag sogar noch fünf weitere, kleine Alligatoren auf dem Campingplatzgelände. Zum Glück nicht in der Nähe unseres Zeltes, welches heute leider schon wieder einem Regenschauer standhalten musste. Auch wenn wir heute physisch nicht viel unternommen haben, sind wir doch recht geschafft. Unsere erste Woche in den USA hat uns bereits im positiven Sinne angestrengt. Daher erfreuen sich auch unsere Beinmuskeln über den heutigen Ruhetag.





Heute gab es leider noch einen Regenschauer; schnell Zelt zumachen.

Den Ruhetag scheinen die meisten hier ansässigen Camper des Öfteren einzulegen. Viele von ihnen sind Dauercamper, die in ihren unvorstellbar großen Wohntrucks aus den nördlichen Bundesstaaten herkommen, um dem Winter zu entfliehen. 

Für den morgigen Tag sind bisher leider wieder Regenschauer angesagt, die fast schon kalte Temperaturen von 20 °C mit sich bringen sollen. Deswegen werden wir uns morgen früh auf den Weg machen, um dann hoffentlich den Regenschauer mit einem Mittagsstopp verbinden zu können. Wenn es das Wetter zulässt, wollen wir bis in den Ort Sebastian fahren, welcher schon jetzt verheißungsvoll klingt 😃

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