I - Welcome to America


Donnerstag, 03.03.22


Der heutige Tag stand zunächst im Zeichen des Organisatorischen. Aber Stück für Stück: wir genossen ein letztes Mal im Hotel das Frühstücksbuffet, bevor wir auscheckten. Freundlicherweise durften wir unser Gepäck hierbei an der Rezeption für den Tag lassen, da unser Flug nach Miami ja erst Freitag früh um 05:00 Uhr abgehen sollte. 


Nach der Gepäckabgabe steuerten wir ein Labor an, bei dem ich zunächst checken lies, ob die Amöben aus meinem Körper raus sind (Spoiler vorweg: war alles wieder schick) und wir uns daraufhin noch einem Corona-Schnelltest hingaben, den wir für den Flug in die USA benötigten. Stolze 25€ mussten wir da pro Person für hinblättern 🙈 (Spoiler auch hier: der Test war negativ). 


Während der Wartezeit suchten wir für Basti einen Friseur (gibt’s hier wie Sand am Meer). Es war für mich sehr unterhaltsam dabei zuzusehen, wie Basti mit Bildern, Händen und Füßen versuchte, der Friseurin zu erklären, wie er seinen Haarschnitt haben wollte. (Sie ohne ein Wort englisch zu verstehen und wir ohne ein Wort spanisch 😅) Aber: nach einigem Hin und Her konnte sich das Resultat durchaus sehen lassen! 



Nachdem dies alles erledigt war, genossen wir die letzten Momente in der Dominikanischen Republik abermals am Hotelpool. Am Abend aßen wir noch mal bei unserem bekannten Supermarkt-Restaurant, bevor uns letztendlich ein Uber (= günstige Art Taxi zu fahren) zum Flughafen fuhr. Dort gegen 20:30 Uhr angekommen, gönnten wir uns noch ein Heißgetränk bei Starbucks CoffeeDer Schalter für unser Gepäck hatte dann natürlich noch nicht geöffnet, sodass wir uns erst einmal einen Schlafplatz im benannten Café auf der Bank suchten (Wow, noch 5h bis zum Weckerklingeln). Den besagten Wecker brauchte jedoch keiner von uns, denn dieses Abenteuer auf der Couch war dann doch recht unbequem und wenig erholsam. 






Freitag, 04.03.22


Also machten wir uns früher als geplant, gegen 2:30 Uhr, auf dem Weg zur Gepäckabgabe und zum Security-Check. Hier verlief alles erstaunlich unkompliziert, bis wir zur letzten Passkontrolle kamen und die Dame dort sah, dass wir (aufgrund des Krankenhausaufenthaltes) länger als 30 Tage im Land waren. Das hieß für uns: Zahltag! Denn ab einem längeren Aufenthalt muss man zusätzliche Gebühren zahlen. Aber gut.. war ja nicht zu ändern. 


Der Flug verlief äußerst ruhig und unkompliziert, sodass wir gut 2h später im Miami landeten (aufgrund der erneuten Zeitverschiebung jetzt quasi nur 1h später). 

Mit unseren gefühlt 10.000 ausgefüllten Einreise-Dokumenten im Schlepptau gingen wir nun zur Kontrolle und waren sehr verwundert. Keiner wollte unser ESTA-Visum sehen, nicht die Impfung oder den Coronatest und auch nicht die Gesundheitsbögen. Lediglich unsere Fingerabdrücke und ein Foto durften wir hinterlassen. Und unsere Reisepässe wurden immerhin auch angeguckt. 






Nach einigem Schilder-Lesen machten wir uns mit dem Metrotrail auf den Weg zur Innenstadt Miamis. Dort spazierten wir zu einem Café, bei dem wir erst einmal ausgiebig frühstückten. Als die Rechnung kam, wurden wir dann gleich in die Realität zurückgeworfen: 75$ für ein Frühstück! Eine Frechheit! Zumal zum ausgeschriebenen Preis in der Karte wieder Steuern und 18% Servicegebühren automatisch berechnet wurden. 



Das war nun der erste Einblick in diesen unvorstellbaren Luxus, den wir in dieser Stadt erlebten. Modernste Hochhäuser, luxuriöse Läden und Restaurants, dicke Autos, weite Promenaden und Menschen a la Schicki-Micki! 






Wir besichtigten Miami Downtown und den Stadtteil Little Havana. Bei zweiterem fühlten wir uns leicht in die DomRep zurückversetzt, da hier wieder dieselbe Musik, ähnliche Kneipen und auch dieselbe Art von Menschen zu erleben war, die ausgiebig Domino in einem Park spielten. 











Nach diesem doch recht sonnigen Spaziergang, der länger war als gedacht, erreichten wir wieder unseren Startpunkt, an dem wir unser Gepäck abholten. Von hier aus startete ein aufregender Weg zur Unterkunft. Knappe 3h brauchten wir für etwa 35 km. Dabei benutzten wir eine Bahn und 3 Busse. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens, der unzähligen Ampeln und der Masse an Stopps, brauchten wir sooooo ewig, dass wir schon kurz bereuten, diese Unterkunft gebucht zu haben. Konnte ja keiner wissen, dass die Anbindung hier so bescheiden ist. 

Die Unterkunft an sich hat dann jedoch alles wieder gut gemacht! Eine super nette Gastgeberin (die ursprünglich lustigerweise aus der DomRep kommt) und ihre Tochter empfingen uns. Da es nun schon gegen 19:30 Uhr war und wir uns noch nicht uns Abendbrot kümmern konnten, bot uns die Gastgeberin an, mit uns zum nächstgelegenen Supermarkt zu fahren, um dort bereits gekochtes Essen zu kaufen. Dankend nahmen wir das Angebot an und konnten so einen sehr entspannten Abend verbringen. 



Samstag, 05.03.22


Erstmal ausschlafen! Nach einer Nacht am Flughafen und einer ausgiebigen Sightseeingtour tat es richtig gut, lange im Bett zu liegen. Außerdem wichen wir somit unserer Planlosigkeit für den heutigen Tag noch etwas aus. Doch ein Tagesplan wurde schnell aufgestellt, denn wir merkten schnell: als erstes müssen die Fahrräder her. In Anbetracht der umständlichen Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie der Distanz zwischen unserer Unterkunft und dem Zentrum von Miami oder sogar nur zum nächsten Supermarkt, brauchten wir dringend ein schnelleres Mittel zur Fortbewegung.

Von unserer Gastgeberin und einem weiteren Gast hier wurde uns abermals ‚Walmart‘ empfohlen; ein riesiges Kaufhaus, das Supermarkt, Baumarkt, Krims-Krams-Laden und Spielwarenladen ineinander vereint. Da gibt es quasi alles, wenn auch nur von niedriger Qualität. Google zeigte uns den nächstgelegenen Walmart in fünf Kilometern Entfernung an, welche wir zu Fuß zurücklegten.

Auf unserem Weg dorthin kamen wir zufälligerweise bei einem expliziten Fahrradladen vorbei. Wir nutzten diese Gelegenheit und fragten im Geschäft nach zwei für uns passende Räder. Der Verkäufer zeigte uns ausschließlich Fahrräder, die weit oberhalb unserer Preisgrenze lagen und wollte auch nicht so richtig einsehen, dass wir keine High-Tech-Rennräder haben wollen. So verließen wir den Laden wieder - jetzt immerhin schon mal mit einer ersten Preisklasse im Kopf - und spazierten weiter entlang der typisch amerikanischen Straßen durch die Wohngegenden, die stets mit mehreren Fahrspuren im Schachbrettmuster verliefen. Entlang der Highways waren fast durchgängig Restaurants, Supermärkte und Shopping-Läden zu finden. Es erinnerte an ein Outlet-Center ohne Ende, in welchem man mit dem Auto von Laden zu Laden fahren kann bzw. muss. Alles ist einfach so groß!




Dieser Satz bestätigte sich auch, als wir bei Walmart ankamen und die riesengroße Halle betraten.



Nach längerem Umherirren durch die Gänge und Staunen über diese Auswahl entdeckten wir das Fahrradabteil. Ernüchtert stellten wir fest, dass es zwar einige Räder zur Auswahl gab, diese jedoch nicht neu, geschweige denn vertrauenswürdig aussahen. Die Qualität war doch dem niedrigen Preis entsprechend. So kauften wir bei Walmart nur andere Dinge, wie zum Beispiel eine Hülle für mein (Basti) Handy und Zutaten für unser Abendbrot. Wir liefen daraufhin zu einem Sportwarengeschäft auf der anderen Straßenseite (also 8 Autospuren) und versuchten dort unser Glück. Und tatsächlich, aller guten Dinge sind drei! Wir fanden passende, neue Fahrräder zu einem guten Preis. Zudem wurden diese beim Kauf nochmal durchgecheckt. So spazierten wir freudestrahlend und auch ein bisschen fassungslos aus dem Laden und dachten: jetzt wird es ernst.





Auf unserem fahrbaren Untersatz traten wir den Rückweg an und machten noch einmal bei einem anderen Fahrradladen halt. Dort ließen wir uns Gepäckträger montieren, während der Verkäufer uns fragte: ‚ Are you from Germany?‘ Als wir bejahten sagte er zu Laura: ‚Because you look like the German model Heidi Klum’. Als wir ihm erzählten, was wir mit unseren Rädern vorhaben, war er sichtlich beeindruckt und freute sich mit uns über unsere Tour. Zudem war er, zu unserer Überraschung, ganz überrascht, dass wir Fahrradtaschen für unsere Reise benutzen. Es wirkte so, als hätte er solche Taschen noch nie gesehen. 



Schließlich konnten wir mit perfekt ausgestatteten Rädern zur Unterkunft zurückfahren. Kaum zu glauben, aber die ganze Aktion hat sieben Stunden gedauert. Zum Abendbrot saßen wir mit der Gastgeberin, ihrer Tochter, dem anderen Gast sowie einer Freundin der Gastgeberin zusammen und erzählten. Alle waren neugierig und fasziniert darüber, was wir vorhaben. Ein wundervoller und herzenswarmer Abend. Am Ende des Tages können wir mit viel Erfolg und viel Freude zurückschauen!





Sonntag, 06.03.22 


Die erste längere Tour mit unseren neuen Rädern stand heute auf dem Plan. Unser Ziel: Miami Beach. Laut Google und Bikemaps sollte dies 42 km entfernt sein.



Frisch und ausgeschlafen starteten wir nach dem Frühstück zunächst in Richtung Osten zur Küste - natürlich mit volle Kanne Gegenwind. Von dort aus radelten wir weitere 23 km südlich an einer Straße, die parallel zum Strand verlief und an welcher sich Hotel neben Hotel erstreckte. Staunend radelten wir weiter, bis wir unser Ziel erreichten. Zunächst legten wir uns entspannt ans Wasser (an DEN South Beach), lauschten den Wellen und genossen die Entspannung. Nach einiger Zeit wollte ich uns ein Getränk holen. Blöd nur, dass keine Preise ausgeschildert waren… das war der teuerste Kaffee meines Lebens: 7,50€ für einen stinknormalen Kaffee mit Milch.. und 5,50€ für Bastis kleine Cola. Man haben wir die Getränke mit Genuss zu uns genommen 😅









Nach der Pause spazierten wir noch ein wenig entlang der Promenade, durch den Lummus Park sowie durch das Art deco Viertel (bezeichnet die Architektur der Gegend). Ich muss dabei wirklich sagen: ich kam aus dem Staunen hier wirklich nicht mehr raus. Wie können sooo viele reiche Menschen und so viel Luxus nur auf einem Haufen sein?! All meine Klischees über das amerikanische Leben konnten hier erfüllt werden: Die Frauen voller Botox, bauchfrei und mit Poimplantaten und mit kleinen Hunden. Die Männer meist älter, Gucci-Klamotten und einen dicken Schlitten. Und alle flanieren mehr oder weniger an der selben Promenade oder gönnen sich ein Menü im Restaurant für 200$ oder so. Dazu eine Übernachtung in einem der hohen Luxus-Hotels, die sich hier aneinanderreihen. Einfach wow!




Nach diesem wahnsinnigen Erlebnis schnappten wir uns wiederum die Räder und machten uns auf den Rückweg. Hier stoppten wir abermals bei Walmart (ich glaube das wird hier DER LADEN für uns) und kauften fürs Abendbrot ein. Der letzte Abschnitt schenkte uns zum Glück Rückenwind, wodurch wir quasi zur Unterkunft flogen. 



Erschöpft, voller unglaublicher Eindrücke und richtig glücklich über unsere erste Radtour fielen wir nach dem Essen zeitig ins Bett, um neue Energie zu tanken. 





Montag, 07.03.22 


Nach üblicher Morgenroutine sattelten wir wieder unsere Räder und machten uns heute auf in westliche Richtung, um zu den Everglades zu fahren. Wieder entlang der großen Straßen. Da das Gebiet der Everglades viel zu riesig ist, um sich hier alles anzusehen, mussten wir auch dafür Prioritäten setzen. Daher fiel unser Augenmerk auf einen Bereich, bei dem eine 1-stündige Airboattour angeboten wurde. Dabei lief alles wie am Schnürchen, da die Boote im Minutentakt starteten, sodass wir keine langen Wartezeiten hatten. Unser Bootsführer -der amerikanische Jumbo Schreiner- erklärte uns mit sehr starkem Akzent die ansässige Flora und Fauna (wir haben allerdings echt nicht so viel verstanden, da er wirklich sehr stark im Dialekt gesprochen hat). Neben den Momenten, bei denen wir mit voller Gescheindigkeit fuhren, war das Highlight definitiv, dass wir zwei Alligatoren sahen. Einfach so. In freier Wildbahn. Die beiden Kandidaten wirkten jedoch von uns zum Glück unbeeindruckt. 








Nach der Tour gab es noch eine Alligator-Show inklusive, die unserer Meinung nach nicht hätte sein müssen und wahrscheinlich auch typisch amerikanisch war. Ein Typ begibt sich in ein Terrarium mit 10 Alligatoren und hält seinen Kopf in eines der offenen Mäuler und so. Sorry, aber so sensationsgeil bin ich jetzt auch nicht (alle anderen waren es aber offensichtlich schon).



Anschließend durften wir noch ein Foto mit einem Alligator-Baby machen, das wiederum durch sein verbundenes Mini-Maul wirklich noch recht süß und harmlos wirkte. Es folgte noch ein kleiner Rundgang durch eine Art Mini-Zoo mit Waschbären, Füchsen und Schildkröten. 




Nach einer Mittags-Stärkung verweilten wir dann noch vor Ort, um uns ein das öffentliche WLAN zu schnorren (da wir in der Unterkunft keins haben), um uns einen Plan für die nächsten Nächte zu machen. Hier waren wir nämlich zunächst ein wenig deprimiert, da wir uns doch eingestehen mussten, dass uns selbst die billigsten Unterkünfte/Hostels etc. mit 100-200$ pro Nacht zu teuer waren. Auch unsere Alternativen über Couchsurfing und WarmShowers blieben nach unzähligen Anfragen leider erfolglos.

Also schmiedeten wir unseren Plan B: Dann wohl doch Zelten! Wir informierten uns über die Gegebenheiten zum Zelten hier im Bundesstaat und stellten fest, dass dies wohl wirklich eine gute Alternative sein könnte. Zumindest immer dann, wenn wir keine andere Übernachtung über eines der genannten Varianten haben. 


Also fuhren wir auf dem Rückweg wieder einmal zu Walmart und deckten uns mit einem Zelt, einer Decke und einem Luftbett (ein bisschen Luxus muss schon sein) ein. Alles zusammen kostete uns dabei so viel wie 1 Nacht in der günstigsten Unterkunft.. von daher rentiert sich das ganze schon nach 2 Nächten. Falls wir doch feststellen sollten, dass das nichts für uns ist, ist der Verlust also vergleichsweise sehr gering. Nach dem Kauf fühlten wir uns zunächst jedoch sehr befreit, da das Suchen nach irgend einer Art von Unterkunft in den letzten Tagen dann doch recht zeitaufwendig, nervig und kräftezehrend war und wir jetzt ziemlich flexibel bei der Reise sind. 






Den Abend verbrachten wir mit Blog schreiben und einem herzhaften Lacher über Basti, da er sich viel zu kleine Unterhosen bei Walmart gekauft hatte, die er kaum über seine Knie bekam. Nun können wir gespannt auf die nächsten Tage blickend ins Bett fallen. 






 

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