8_Shit Happens: Geburtstagsfeier mit ungeladenen Gästen

Freitag, 18.02.22

Nach einer ungewöhnlich ruhigen und daher erholsamen Nacht im kleinen Ort El Limon kamen wir schnell in unseren routinierten morgendlichen Ablauf. Sachen zusammenpacken, frühstücken, Zähne putzen und los. Wir gingen zur Hauptstraße, um von dort einen Guagua zurück nach Samaná zu nehmen. Natürlich wussten wir auch dieses Mal nicht, wann ein solcher abfahren sollte. Wir hatten Glück, denn genau, als wir an der entscheidenden Straßenkreuzung waren, fuhr ein Bus vorbei und hielt an. Dieser tuckelte sehr gemütlich die knapp 30 Kilometer bis in die Stadt Samaná. Dafür war es mit 200 Pesos auch unsere bisher günstigste Fahrt.


Im Ort sagten wir dem Fahrer, dass wir nach Nagua wollen, um von dort dann schließlich nach Rio San Juan zu gelangen. Er fuhr uns daraufhin zum Marktplatz, auf dem viele Guaguas standen und in unterschiedliche Richtungen fuhren; zum Glück auch nach Nagua. Die Fahrt dorthin dauerte eineinhalb Stunden (sogar mit zwischenzeitlichen Höchstgeschwindigkeiten um die 60 km/h). In Nagua selbst fanden wir schnell Anschluss an den nächsten Kleinbus. Nach einer weiteren guten Stunde Fahrtzeit und einem kleinen Fußmarsch waren wir endlich in unserem Hotel in Rio San Juan angekommen. Erstaunlich; eigentlich macht man den ganzen Tag nichts außer Sitzen und ist am Abend trotzdem geschafft. Wir schlenderten noch ein wenig durch die kleine Stadt und sahen die Laguna Gri Gri sowie eine unerwartete Mangroven-Landschaft direkt am Strand.









Nach unserem Abendbrot fassten wir noch einen unangenehmen Entschluss. Da ich mich seit einigen Tagen mit Magen-Darm-Problemen herumschlage, die nicht zu ergründen sind, suchten wir ein örtliches Krankenhaus auf und fragten nach, ob ich mir möglicherweise Parasiten oder Bakterien eingefangen haben könnte. Wir stießen im Krankenhaus auf eine Frau, Diany, die uns im perfekten Englisch sofort ihre Hilfe zur Übersetzung anbot. Durch sie erfuhren wir, dass mir an diesem Abend leider nicht weitergeholfen werden könne. Ich solle dafür morgen früh um 8 Uhr wiederkommen, damit ein entsprechender Test gemacht werden kann. Gleichzeitig gab mir Diany noch ihre Handynummer, unter der ich sie morgen sofort anrufen soll, damit sie mir erneut helfen könne. Bei all den unschönen Aussichten geben solche Begegnungen mit Menschen einem wieder Kraft und Zuversicht.




Samstag, 19.02.22

Ich wurde mit einem Geburtstagslied im Ohr geweckt. Das war natürlich viel schöner als der Wecker, den wir uns vorsichtshalber gestellt hatten. Es ist dann irgendwie auch etwas Besonderes, am Geburtstag früh aufzustehen und ins Krankenhaus zu gehen. Auf jeden Fall eine Premiere. Um kurz vor 8, so wie es sich für deutsche Touristen gehört, kamen wir im Krankenhaus an. Beim Anblick bei Tageslicht waren wir beide froh, dass wir nicht längerfristig in diesem Gebäude verbleiben mussten. Das Krankenhaus war sehr klein und, für unsere Verhältnisse, heruntergekommen und schmutzig. An dieser Stelle zeigt sich ganz klar, dass sich die Hygienestandards sowie die Ausstattung der Krankenhäuser beider Länder deutlich unterscheiden.


Wie angeboten rief ich, als wir ankamen, Diany an. Sie sprach über das Telefon mit den Mitarbeiterinnen des Labors sowie der Notaufnahme. Eine knappe Stunde später kam das Ergebnis: ich trage tatsächlich einen Bakterienstamm mit mir herum. Genauer gesagt ist es der Erreger Blastocystis hominis. Er wurde zum Einzeller des Jahres 2022 gekürt; immerhin damit kann ich mich rühmen. Laura ließ sich ebenfalls untersuchen, doch bei ihr wurden glücklicherweise keine Bakterien nachgewiesen. Um diese Vielzahl an ungewollten Geburtstagsgästen wieder loszuwerden, bekam ich ein Antibiotikum verschrieben, welches ich die nächsten Tage einnehmen sollte. Sicherheitshalber nahm Laura ebenfalls ein Dosis davon. So können wir sicher sein, dass keine unfreiwillige Übertragung stattfindet.

Wir staunten nicht schlecht, als der Arzt bei der Verabschiedung zu uns meinte, dass die Untersuchung sowie alle Medikamente, die wir bekommen hatten, landesweit kostenfrei seien. Somit mussten wir keinen einzigen Peso bezahlen und müssen uns zum Glück nicht mit der Auslandskrankenversicherung herumschlagen.

Noch schnell das Partyhütchen aufgesetzt.

Nach diesem „beschissenen“ Start in den Tag sollte mein Geburtstag noch eine deutliche Wende nehmen. Zunächst telefonierten wir mit meinen Eltern und meinem Bruder, ehe wir unseren Strandrucksack packten und zu einer kleinen verborgenen Bucht, den Playita Gri Gri, spazierten. Die letzten Meter führten uns dabei erneut über einen Acker. Der Strand war jedoch fantastisch und sehr idyllisch. So machten wir es uns im Schatten eines Baumes gemütlich, beobachteten kleine Einsiedlerkrebse am Strand, badeten im kristallklaren Wasser, spielten drei Runden Backgammon (bei denen ich zur Feier des Tages sogar gewonnen habe) und faulenzten bis zum späten Nachmittag an diesem Ort. Sonne und Strand am Geburtstag: an diese besonderen Umstände könnte ich mich gewöhnen.


Zum Abendbrot gab es leider kein Festmahl, sondern Schonkost. Ersteres wird in naher Zukunft jedoch noch nachgeholt. So ging ein ereignisreicher und außergewöhnlicher Tag zu Ende.


Sonntag, 20.02.22

Und ein weiteres Mal hieß es heute früh: Sachen packen, Frühstücken und los! Das Ziel: Puerto Plata! Wir waren uns für die Fahrt zur ca. 100 km entfernten Stadt zunächst nicht sicher, ob wir die Guaguas nutzen können, da uns Einheimische am vergangenen Sonntag mitteilten, dass diese sonntags nicht fahren. 
Dies erwies sich jedoch heute sehr schnell als Fehlinformation, wie uns ein freundlicher Moped-Fahrer am Straßenrand mitteilte, als ich ihm einen Zettel mit Puerto Plata zeigte. Er und sein Kumpel brachten uns demnach kurzerhand zum Minibus und die Tour konnte starten. Ich muss sagen, dass ich richtig überrascht war, wie gut das Gefährt in Stand war.. immerhin waren alle Fenster noch komplett und es gab sogar eine funktionstüchtige Tür.




Etwa 2,5 h später erreichten wir endlich unser Ziel. Als es um die Bezahlung ging, erlebten wir einen typischen Moment: der Fahrer wollte von uns 1.000 Peso für die Fahrt haben. In Anbetracht dessen, dass alle anderen Fahrgäste immer MAXIMAL 100 Peso zahlen mussten, haben wir das überhaupt nicht eingesehen. Ok, wir sind die komplette Strecke des Guaguas mitgefahren und die mit den 100 Peso so 75% der Strecke. Aber wenn man das mal aufrechnet ergibt das nicht mal ansatzweise den Preis von 1.000 Peso! 
Also reichte Basti dem Fahrer von uns 500 Peso, was schon deutlich gütig ist. Daraufhin fing der Typ an, lauthals auf spanisch zu diskutieren und war völlig empört. Nachdem er uns bestimmt 10 min zugetextet und ein wirklich netter Mopedfahrer für uns ein bisschen übersetzt hat, ist der mit seinem Geld gefahren. Er wollte uns noch die schöne Lüge aufbinden, dass er ja noch die beiden helfenden Mopedfahrer in Rio San Juan bezahlen müsse. Völliger Unsinn. Und alle anderen im Bus haben ihn bei seiner Lüge zum Glück auch nicht unterstützt. 

Zufrieden mit unserer Standfestigkeit bei der Verhandlung gingen wir in Richtung Unterkunft. Der Weg führte uns direkt zu einem Boxenstopp in einem einladenden Restaurant. Nachdem wir uns bei Speis und Trank die Zeit ein wenig vertrieben, suchten wir die Unterkunft auf. 




Hier wurden wir nicht enttäuscht! Ein toller Ausblick mit schöner Terrasse und sogar einer Waschmaschine. Diese nutzten wir sofort, um gleich einmal unsere Wäsche wieder zu reinigen. 
In der Zwischenzeit deckten wir uns bei mehreren kleinen Supermärkten für das Abendbrot und das Frühstück ein. 



Mit Mikrowelle und Wasserkocher wurde hier wieder einmal lustig improvisiert 😁 . Nun können wir entspannt auf der Terrasse den Abend ausklingen lassen. (Übrigens ein richtiger Vorteil vom Zimmer in der 2. Etage: keine Mücken 🎊




In den nächsten drei Tagen wollen wir die Stadt und die umliegende Gegend erkunden. Darüber gibt es bestimmt einiges im nächsten Blogeintrag zu berichten.


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