5_Wanderbar & Wunderfall
Nach einer vergleichsweise ruhigen Nacht, in der die Straßenmusik nur bis Mitternacht andauerte, spazierten wir ein letztes Mal durch Bayahibe. Mit Aussicht auf einen langen Tag im Bus tat es gut, die Beine noch etwas zu vertreten. Während ich anschließend an der Bank anstand, um eine riesig klingende Summe von 15 000 Pesos abzuheben (etwa 230 Euro), bereitete Laura unseren Frühstücks-Joghurt zu und packte unsere Sachen zusammen. Gegen 10 Uhr übergaben wir den Schlüssel an die Damen des Hotels und gingen zur vermeintlichen „Bushaltestelle“, von wo aus wir einen Guagua nach Higüey nehmen wollten. Nach mehrmaligem Fragen merkten wir, dass es anscheinend keine direkte Verbindung aus Bayahibe in diese Stadt gab. So nahmen wir zunächst ein privates Taxi, welches uns zurück an die Kreuzung brachte, an der wir ausgesetzt wurden, als wir aus Bavaro mit dem Bus kamen. Einige Meter weiter befand sich eine Tankstelle, an der angeblich ein Kleinbus nach Higüey hält. Die Bezahlung unseres Taxi-Fahrers gestaltete sich schwerer und unfairer als gedacht. Unseren vorher ausgehandelten Preis wollte er plötzlich nicht mehr akzeptieren, sodass wir ihm noch ein paar Doller obendrauf gaben. Schöner Mist…
An besagter Tankstelle fuhr knapp 20 Minuten später tatsächlich ein Guagua vorbei - leider voll besetzt. So beschlossen wir, den Daumen an alle vorbeifahrenden Autos auszustrecken. Und gar nicht lange später hielt ein Autofahrer und nahm uns für 100 Pesos nach Higüey. Während der Fahrt erzählte er uns, dass er beim Ministerium für Tourismus arbeite und in der Stadt lebe. Praktischerweise konnten wir über den Google-Übersetzer auf seinem Handy kommunizieren. Als wir in Higüey (übrigens gar nicht so leicht auszusprechen) ankamen schlug er uns vor, im Schnelldurchlauf die Wahrzeichen der Stadt zu zeigen, bevor er uns zur Bushaltestelle fahren würde. Wir willigten ein und erlebten eine Stadtbesichtigung im chinesischen Stil: aussteigen, Foto und weiter. Die beeindruckende Kathedrale bzw. Basilika war jedoch definitiv eine Besichtigung wert!Anschließend stiegen wir in den Guagua nach Miches. Mit uns einige Dominikaner, Regale und Päckchen. Alles hatte irgendwie Platz. Die zweistündige Fahrt führte uns durch das Bergland über den Ort Las Lagunas de Nisibon. Erschöpft und müde kamen wir am Nachmittag in der Stadt an. Durch die knallige Sonne liefen wir zu unserer Unterkunft und konnten dort erstmal einen Kaffee genießen (ich habe schon wieder einen getrunken). Am späten Nachmittag machten wir uns nochmal zum nahegelegenen Strand auf, um die Aussicht und das Wasser zu genießen. Wir kauften im Anschluss noch in einem Supermarkt ein und kochten uns Nudeln zum Abendbrot. Den Abend verbrachten wir mit unserem Gastgeber, einem Künstler, und weiteren Gästen, ehe wir uns ins Bett begaben.
Was für ein Tag! Am Mittwoch stand auf unserer To-Do-Liste ein Ausflug zum höchsten Punkt der Dominikanischen Republik: dem „Montana Redonda“ mit anschließendem Besuch eines sehr empfehlenswerten Strandes: dem „Playa del Limon“.
Doch bevor wir uns auf dem Weg machten, erwartete uns ein Frühstück der etwas anderen Art. Unser Vermieter und 3 befreundete Damen, die hier ebenso übernachten, saßen bereits beisammen und es wurde neben dem Frühstück Kakao selbst hergestellt. Der Vermieter hat hier im Garten Kakaobäume, erntet die Bohnen und verarbeitet diese weiter. So sahen wir zunächst beim Rösten der getrockneten Bohnen zu, die dann gestampft wurden. Anschließend entfernte er die Schalen mit einer Art Sieb, um die Kakaobohnen abschließend mit einem überdimensionalen Mörser und Stößel zu mahlen. Für den richtigen Takt wurde ein spanisches Kakaolied angestimmt 😅.
Auch wir durften dabei einsteigen und das Mahlen im Takt des Beats übernehmen.
Nach dem Frühstück gingen wir auf zur „Hauptstraße“, bei der schon so einige Mopeds (Motoconches) auf potentielle Kunden warteten. So verhandelten wir einen Preis für den ca 20 km entfernten Berg aus und düsten los.
Am Fuße des Berges angekommen, durften wir frisch geerntete Mangos kosten. 😝 Hoch motiviert stapften wir dann den doch recht unwegsamen Pfad entlang, um die Spitze des Berges zu erreichen. Ca 30 min. später war dies der Fall. Bei herrlichem Wetter, Ausblick, einer Schaukel in luftiger Höhe und einer Hängematte konnten wir hier verweilen.
Beim Abstieg entdeckten wir dann einen Orangenbaum und ernteten und verkosteten erst mal ein Exemplar 😊.
Dann stand der Weg zum Playa de Limon wieder via Moped an. Dort angekommen erblickten wir einen traumhaften und zeitgleich menschenleeren Strand, an dem wir los spazierten Richtung Miches.
Bei einer abgeknickten Kokospalme holte Basti gleich mal seine Skills heraus und organisierte uns frisches Kokoswasser aus einer der Früchte.
Nach etwa 1,5 h Wanderung trafen wir auf einen Fischer, der sogar deutsch sprach. Wir fragten ihn nach dem nächsten Ort, bei dem wir planten von da aus den letzten Rest mit Motor unter dem Hintern zu bestreiten. Er staunte nicht schlecht, dass wir noch so weit wandern wollen und meinte, es wären noch 2 h zu gehen. (Man muss dazu sagen: da, wo wir uns zu dem Zeitpunkt befanden, war auch keine Zivilisation in Sicht - keine Ahnung wie der Angler da überhaupt hingekommen ist).
So gingen wir weiter, weiter und weiter..
Für eine kleine Zwischenrettung sorgten 2 Jungs, die gerade Kokosnüsse mit ihrer Machete öffneten (da kann ein Schweizer Taschenmesser leider nicht mithalten). Sie gaben uns je eine ab und wir konnten unsere Kräfte bei einer erneuten Pause sammeln.
Nach 3h erreichten wir dann die besagte Stelle am „Playa Esmeralda“. Das erwartete Dorf entpuppte sich als eine riesige Hotelanlage. Wir fragten dort nach einem Taxi oder ähnliches, jedoch wollte der Typ einen so unverschämten Preis, das wir ablehnen mussten. Zumal unser Bargeld in der Tasche bei weitem nicht ausreichte (und mit dem bargeldlosen Zahlen haben die es hier nicht so 😅).
Es blieb uns also nichts anderes übrig, als auch den letzten Weg zu Fuß zu gestalten. Einziges Problem: die Sonne ging langsam unter. Wir zogen das Gehtempo also noch mal an, sahen das Ziel in weiter Ferne und kämpften uns voran zum Ende: ja, das letzte Stück war einfach nur noch zum Durchkämpfen 🙈. Die letzte Bucht dauerte dann noch 1,5 h, bis wir auf die Straße abbiegen und im Dunklen in der Unterkunft ankommen konnten. Man haben wir Plattfüße jetzt.
Unsere beiden Devisen für den Rest des Abends: Essen und Schlafen. Und genau das passierte auch.
Was für ein Tag! Am Ende zeigte unser Schrittzähler an, dass wir mehr als 30km gegangen sind .. ein stundenlanger Strandspaziergang wie er im Buche steht 😅.
Mit Beginn des Donnerstags dachten wir uns: „Solch eine Tortur brauchen wir nicht nochmal. Heute vielleicht mal nur 20 km“, sagte ich noch scherzhaft beim Frühstück. Am Ende dieses Tages haben wir realisiert, dass es gar nicht so übertrieben war.
Doch der Reihe nach. Nach gemächlichem Start in den Tag machten wirr uns gegen 10:30 Uhr zu Fuß erneut zur Tankstelle auf, an dem die Motoconchos zu finden waren. Wir fanden, wie auch schon gestern, sehr schnell einen bereitwilligen Fahrer, der unser Angebot von 400 Pesos bis ins Dorf Magua annahm. Eine knappe halbe Stunde später wurden wir dort abgesetzt. Unser Ziel von diesem Punkt an: der Wasserfall Salto de la Jalda im Nationalpark. Mit 120 Metern der höchste Wasserfall der Karibik (und das will schon was heißen). In unserem Reiseführer war eine Wanderung ausgeschrieben und grob skizziert, zu der vorgeschrieben wurde, sich einen Führer für die 1,5-stündige Wanderung zu organisieren. Während wir entlang des Schotterweges vorbei an einheimischen Häusern gingen, hatten wir noch naiv geglaubt, dass wir keinen Führer bräuchten. Dies änderte sich, als wir den auf der Karte eingezeichneten Abzweig nicht fanden und einen Teil des Weges zurückgingen. Uns sprach ein Anwohner an (konsequent auf Spanisch, obwohl er sehr schnell mitbekommen haben muss, dass wir diese Sprache leider nicht sprechen). Mit Händen und Bildern verständigten wir uns darauf, wo wir hinwollen und das uns ein Junge vom Nachbar den Weg begleiten wird.
So stiefelten wir los. Alsbald über Stock und Stein, mindestens sieben Gräbelein, über Lehmboden und durchs Wasser des Flusses. Die erste halbe Stunde war es witzig und abenteuerlich, in der nächsten halben Stunde schwand die Euphorie und während der letzten Stunde der Wanderung fragten wir uns, wann dieser absurde und gefährliche Weg enden und wir am Wasserfall ankommen würden. Mit unserem jungen Wegführer konnten wir nicht kommunizieren. Einerseits wegen der Sprachbarriere und andererseits aufgrund dessen, dass er stets strammen Schrittes einige Meter vor uns lief. Die Beschaffenheit des Weges ist kaum zu beschreiben. Es ging quer durch den Dschungel an unzähligen Kakaobäumen vorbei. Diesen Pfad hätten wir niemals gefunden.
Als wir schon kurz davor waren, umzukehren, zeigte er sich. Von einem bewachsenen Berg herabstürzend und einfach majestätisch. Drum herum einfach nur Natur. An diesem besonderen Ort setzten wir uns und aßen ein paar Nüsse zur Stärkung. Noch viel wichtiger war das Trinken, da uns beiden das tropische Klima zu schaffen machte.
Nach dieser Pause am Wasserfall ging es denselben Weg zurück. Erneut zwei Stunden durch die Wildnis einem Jungen folgend, welcher nicht den Hauch einer Erschöpfung offenbarte. Zwischendurch schlug er als Wegzehrung Kakaofrüchte auf, wovon wir das weiße, süße Fruchtfleisch aßen.
Schlussendlich landeten wir kurz vor halb sechs wieder auf dem bekannten Schotterweg und verabschiedeten den Jungen. Ein paar Schritte weiter überholte uns ein weiterer Einwohner auf seinem Motorroller. Wir hielten ihn an und fragten, ob er uns die knapp 30 km zurück nach Miches fahren könne. Erneut eine kurze Preisverhandlung mittels der Anzeige auf dem Handy-Taschenrechner und wir saßen auf dem Gefährt. Das kam gerade recht, denn wir waren einfach nur erschöpft!
Die Rückfahrt verlief problemlos und nach einem kurzen Einkauf hatten wir zum Abendbrot ein leckeres Bauernfrühstück auf den Tellern; und nun doch wieder über 20 Wegkilometer in den Knochen.
Morgen werden wir uns auf den Weg nach Sabana de la Mar machen (wieder mit einem Guagua), um von dort mit der Fähre nach Santa Barbara de Samaná übersetzen. Aber dieses Mal wirklich mit weniger Wanderungen verbunden.
Hallo, ihr lieben"Plattfüße",
AntwortenLöschendanke für eure wunderbare lebendige Berichterstattung,
Beim Lesen fühlt man sich, als ob man direkt dabei wäre.
Wenn ihr weiter so viel geplante und ungeplante Fußmärsche zurückliegt, werden am Ende nicht nor eure Füße, sondern auch eure ganzen Körper platt sein. Also schaltet mal einen Gang zurück und legt einen schönen Erholungstag ein. Das empfiehlt euch euer Schutzengel LG und weiter viel Freude und abenteuerliche Erlebnisse